Interview mit Chris Hildenbrand, dem Zeichner des 'Über Inkscape'-Bildes für Inkscape 1.2

Inkscape 1.2 About Screen by Chris Hildenbrand, CC-By-SA 4.0

Wir gratulieren Chris Hildenbrand, dem Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs für das 'Über Inkscape'-Bild für Inkscape 1.2.

Vor ein paar Wochen haben wir Chris einige Fragen über ihn selbst und darüber, wie er Inkscape verwendet, gestellt.

Inkscape: Bitte stelle Dich der Inkscape-Community vor. Wer ist Chris und an welchem Ort in dieser schönen Welt lebst Du?

Chris Hildenbrand (Chris): Ich bin in Deutschland aufgewaschen, hatte dann aber das Glück im tropischen nördlichsten Zipfel von Nord-Queensland in Australien zu landen. Heute nenne ich Cairns meine Heimat – wo das Riff auf den Regenwald trifft.

Inkscape: Wann hast Du das Du Inkscape für Dich entdeckt? Erzähle uns bitte, wie es dazu kam, dass Du Inkscape verwendest.

Chris: Von einem 'alten Mann' zu erwarten, sich an etwas zu erinnern, das schon so lange her ist, ist eine große Bitte … Das müsste so etwa vor 12 Jahren gewesen sein (vielleicht auch früher). Ich habe nach einer Alternative für die ziemlich teuren Vektordesignprogramme gesucht für die einfachen Schritt-für-Schritt-Tutorials mit denen Programmierer lernen können, die Grafiken für ihre Spiele selbst zu zeichnen. Die ersten Tutorials wandten sich an Leute, die von sich behaupten 'Ich kann noch nicht einmal ein Strichmännchen zeichnen', und verwendeten einfache Formen, um die Bilder und anderen Grafikelemente daraus aufzubauen.

Inkscape: Benutzt Du ausschließlich Inkscape oder verwendest Du noch weitere Programme in Deinen Arbeitsabläufen? Wenn Du noch andere Software benutzt, welche ist das und warum?

Chris: So gerne ich behaupten würde, dass Inkscape das einzige Programm ist, dass ich brauche, ist es in Wahrheit jedoch nur eines der vielen Programme in meinem Werkzeugkasten. Ich habe auf meinem ersten Computer in den 80er Jahren mit Pixelkunst angefangen und habe immer noch eine Schwäche für gute Pixelkunst. Damals habe ich DeluxePaint auf dem Commodore Amiga verwendet. Jetzt nutze ich eine große Bandbreite an Werkzeugen für die verschiedenen Arten von Pixelkunst.  Beim Vektordesign habe ich mit CorelDraw angefangen, um gedruckte Design zu erstellen, und bin jahrzehntelang dabei geblieben, bis ich schließlich auch Adobe Illustrator in die Werkzeugkiste mit aufgenommen habe, da es dadurch einfacher wurde im Team und mit Druckereien zusammenzuarbeiten.

Dann kam Inkscape dazu, und ich genieße daran den 'freie / quelloffene Software'-Ansatz, und schreibe gerne Tutorials dafür oder mache Videos damit. In der letzten Zeit bin ich zu Affinity Designer gewechselt. Die Benutzeroberfläche und die verfügbaren Werkzeuge passen sehr gut in meine Arbeitsabläufe für das Vektordesign, mit weichen Schattierungen und sanfter Unschärfe, transparenten Farbverläufen und Unmengen von Ausschneidemasken. Ich probiere häufig neue Programme aus, um zu sehen, was es so alles gibt und um neue Verfahrensweisen zu lernen. Das ist Teil des Vergnügens, in diesem Bereich arbeiten zu dürfen. Man lernt nie aus.

Inkscape: Was hat Dich dazu motiviert, am Wettbewerb für das 'Über Inskcape'-Bild teilzunehmen?

Chris: Ich habe den vorherigen Wettbewerb verpasst. Als Ozant Liuky, der Gewinner vom letzten Mal, im Interview beschrieb, dass er einige seiner Inkscape-Fertigkeiten aus meinen Tutorials gelernt hat, habe ich beschlossen, es diesmal selbst zu wagen.

Inkscape: Wie bist Du auf die Idee für Dein Gewinnerbild für den Wettbewerb für Version 1.2 gekommen?

Chris: Wie bei den meisten meiner Bilder habe ich damit angefangen, einfach ein paar Kreise auf den Bildschirm zu malen, um zu sehen, was daraus wird. Und bevor ich mich versah, hatte ich einen Riesenspaß damit. Das erste Design mit einem Monster war vor allem ein Spaß für mich, allerdings weniger für ein offizielles Versionsbild geeignet. Darum habe ich noch einen zweiten Anlauf genommen, wobei ich mich dabei auf den Text konzentriert habe. Eine der möglichen Schriftarten war eine grob geschnitzt wirkende Schrift, und die Zahlen sahen ein bisschen aus wie eine Felsformation. Felsen passen mit Insel und Palmen hervorragend zusammen. Die neue Version als ein Zielort für Ideen oder auch kleine fliegende Roboter. Der Rest hat auch Spaß gemacht – weitere Details, Ebenen, und eine ganze Menge weiterer Ausschneidemasken :) .

Inkscape: Auf welche Funktion oder welche Fehlerkorrektur in der kommenden Version freust Du Dich am meisten?

Chris: Der neue Ebenen/Objekte-Dialog ist etwas, auf das ich mich wirklich sehr freue. Ich bringe gern Ordnung in meine Dokumente und Ebenen. Das unterbricht zwar gelegentlich den Flow, aber ich habe lieber getrennte Ebenen für die Elemente in meinen Zeichnungen. Ich möchte mit den Einzelteilen herumspielen und verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, daher wäre der neue Exportdialog mit der Möglichkeit mehrere Elemente auf einmal zu exportieren eine große Hilfe bei meiner Arbeit mit Spielegrafiken.

Inkscape: Wenn Du einen Zauberstab hättest, was wäre die eine Funktion, die Du unbedingt gerne in Inkscape hättest (außer CMYK), und wieso?

Chris: Das wäre entweder eine generalüberholte Benutzeroberfläche (einige Verhaltensweisen sind ziemlich 'ungewöhnlich', auch wenn die neue Version bereits recht vielversprechend aussieht) oder eine Verbesserung der Ausschneidegruppen, die das Einfügen von Objekten in eine ausgeschnittene Gruppe mittels Ziehen/Ablegen oder Kopieren/Einfügen vereinfacht (manchmal erscheint das Verhalten hier recht zufällig).

Inkscape: Was wäre Dein Rat an jemanden, der Inkscape auf kreative Weise nutzen möchte?

Chris: Na los, probier es einfach aus... Hab keine Angst. Die Profis, die andere Werkzeuge verwenden, erschaffen vielleicht ziemlich einschüchternde Zeichnungen in ihren Tutorials und Videos, aber man kann ziemlich viel mit Inkscape hinbekommen. Es ist vielleicht ein etwas anderer Ansatz, aber manchmal führt das auch zu interessanten neuen Möglichkeiten. Hab einfach Spaß, erkunde die Möglichkeiten und setze Dir erreichbare Ziele, damit es weiterhin Spaß macht.

Inkscape: Und zum Schluss: wie kann man Dich online bzw. in den sozialen Medien finden?

Chris: Ich schreibe mein Blog (auch wenn ich es in letzter Zeit aus gesundheitlichen Gründen etwas vernachlässigt habe) unter https://2dgameartguru.com und veröffentliche Videos in meinem YouTube-Kanal.

Ich bin auch auf Instagram und Twitter.

Ein riesiges Dankeschön an Dich, Chris Hildenbrand, dafür dass Du unsere Fragen beantwortet hast und ein fantastisches Mitglied in der Inkscape-Community bist.

Nochmals herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Wettbewerbs für das 'Über Inkscape'-Bild 2022!

Und an alle anderen in der Community:

Denkt dran, egal wann und was Ihr zeichnet ...

Draw Freely.

Das Interview wurde vom Inkscape-Beitragenden Tim Jones geführt.