Inkscape tutorial: Fortgeschrittene Benutzung
Tutorial | Fortgeschrittene Benutzung
Dieses Tutorial behandelt Kopieren/Einfügen, Knotenmanipulation, die Mal- und Zeichenwerkzeuge, Pfadmanipulation, Boolesche Operationen, Versatz, die Vereinfachungsfunktion und das Textwerkzeug.
Sie können Strg+Pfeiltasten, das Mausrad oder Mittelklick-Ziehen benutzen, um die Arbeitsfläche nach unten zu bewegen. Um die Grundlagen der Objekterstellung, Auswahl, und Bearbeitung zu lernen, schauen Sie sich auch das Grundlagen-Tutorial in Hilfe⇒Einführungen
Einfügetechniken
Nach dem Kopieren von Objekten mit Strg+C oder dem Ausschneiden durch Strg+X können Sie die Objekte mit dem üblichen Einfügen-Befehl (Strg+V) wieder direkt unter dem Mauszeiger einfügen oder, wenn dieser außerhalb des Fensters liegt, in die Mitte der Arbeitsfläche. Die Objekte in der Zwischenablage kennen jedoch auch stets den Ort, von dem sie kopiert wurden und können daher leicht mit dem Befehl An Originalposition einfügen (Strg+Alt+V) wieder am alten Platz eingefügt werden.
Ein anderer Befehl, Stil anwenden (Umschalt+Strg+V), verändert das Aussehen der gewählten Objekte nach dem Vorbild des (ersten) Objekts in der Zwischenablage. Der so eingefügte »Stil« umfasst Füllfarbe, Konturfarbe und Schriftart. Gestalt und Größe sowie Parameter, welche nur auf einen bestimmten Formtyp zutreffen, wie z.B. die Anzahl der Spitzen eines Sterns, werden hingegen nicht verändert.
Noch ein anderer Satz von Befehlen, zu finden unter Bearbeiten⇒Einfügen..., skaliert die Auswahl so, dass die gewünschten Größeneigenschaften von der Zwischenablage übernommen werden. Es gibt eine ganze Reihe von Befehlen, Größen einzufügen, und zwar: Größe, Breite, Höhe, Größe getrennt, Breite getrennt , und Höhe getrennt.
Bearbeiten⇒Einfügen…⇒Größe skaliert die ganze Auswahl so, dass sie zur Gesamtgröße der Objekte in der Zwischenablage passt. Breite/Höhe skaliert die ganze Auswahl horizontal/vertikal so, dass sie zur Gesamtbreite/-höhe der Objekte in der Zwischenablage passt. Ist die Sperre zum Beibehalten des Seitenverhältnisses aktiviert (sie befindet sich in der Kontrollleiste des Auswahlwerkzeugs zwischen den B- und H-Feldern), wird dies vom Befehl beachtet. Wenn die Sperre gesetzt ist, dann wird die andere Dimension des ausgewählten Objekts im selben Verhältnis skaliert, ansonsten bleibt sie unverändert. Die Befehle mit »getrennt einfügen« arbeiten ähnlich wie die oben beschriebenen, mit der Ausnahme, dass sie jedes ausgewählte Objekt getrennt so skalieren, dass es die Größe/Breite/Höhe der Objekte in der Zwischenablage annimmt.
Die Zwischenablage gilt für alle Programme auf Ihrem Computer - Sie können also Objekte zwischen verschiedenen Inkscape-Fenstern ebenso wie zwischen Inkscape und anderen Anwendungen hin- und herkopieren/-einfügen (wobei die andere Anwendung in der Lage sein muss, SVG-Daten aus der Zwischenablage zu verstehen).
Mal- und Zeichenwerkzeug
Der einfachste Weg, ein unregelmäßiges Objekt zu zeichnen, ist das Malwerkzeug, auch Freihandwerkzeug genannt (P):
Wenn Sie lieber gleichmäßigere Formen (Bézierkurven) zeichnen möchten, verwenden Sie hierfür das Zeichenwerkzeug (B):
Mit dem Zeichenwerkzeug erzeugt jeder Klick mit der Maustaste einen spitzen Knoten ohne Kurvenanfasser. Somit entsteht durch mehrere Klicks ein Pfad, der aus einer Abfolge gerader Liniensegmente besteht. Klicken und Ziehen mit der Maus erzeugt einen glatten Bézierknoten mit zwei gegenüberliegenden Anfassern. Halten Sie die Umschalttaste gedrückt, während Sie einen Anfasser ziehen, um nur diesen einen Anfasser zu bewegen und dabei den anderen so zu belassen. Wie immer beschränkt die Taste Strg entweder die Richtung des gewählten Linienabschnitts oder des Bézier-Anfassers auf 15°-Stufen. Die Eingabetaste schließt den Pfad ab, Esc bricht das Zeichnen des Pfades ab. Um nur den letzten Abschnitt eines nicht abgeschlossenen Pfades wieder zu entfernen, genügt es, die Backspace zu benutzen.
Im Malwerkzeug und im Zeichenwerkzeug zeigt der gerade ausgewählte Pfad kleine quadratische Endpunkte an beiden Enden. Diese Endpunkte erlauben es Ihnen, einen Pfad weiterzuführen (einfach durch Beginnen an einem Endpunkt), oder den Pfad zu schließen (durch Zeichnen von einem Endpunkt zum anderen Endpunkt), anstatt einen neuen Pfad anzufangen.
Pfade bearbeiten
Anders als die Formwerkzeuge erzeugen die Mal- und Zeichenwerkzeuge etwas, was man als Pfade bezeichnet. Ein Pfad ist eine Abfolge von geraden Linienabschnitten und/oder Bézierkurven, und kann - wie jedes andere Inkscape-Objekt - verschiedene Füllungs- und Kontureigenschaften haben. Im Gegensatz zu Formen kann ein Pfad beliebig durch Ziehen an seinen Knoten (und nicht nur durch vordefinierte Anfasser) verändert werden. Markieren Sie diesen Pfad und wechseln Sie zum Knotenwerkzeug (N):
Sie werden einige graue, quadratische Knoten auf dem Pfadobjekt sehen. Diese Knoten werden mit einem Klick darauf ausgewählt. Mehrere Knoten können durch Umschalt+Klick oder Ziehen eines Gummibands - genau so, wie Formen durch das Auswahlwerkzeug (inklusive der Möglichkeit die Alt-Taste zu verwenden, um um die Knoten, die ausgewählt werden sollen, herumzuzeichnen) – ausgewählt werden. Sie können auch einen Pfadabschnitt anklicken, um automatisch die beiden angrenzenden Knoten auszuwählen. Ausgewählte Knoten erscheinen hervorgehoben und man sieht ihre Anfasser - ein oder zwei kleine Kreise, welche durch eine gerade Linie mit dem markierten Knoten verbunden sind. Die Taste ! kehrt die Knotenauswahl im aktuell gewählten Unterpfad um, Alt+! kehrt die Knotenauswahl im ganzen Pfad um.
Pfade werden durch Ziehen an ihren Knoten und Knotenanfassern bearbeitet (versuchen Sie, an ein paar Knoten, Anfassern und Pfadsegmenten des Pfades oben zu ziehen). Strg funktioniert wie immer zum Einschränken der Bewegungsrichtung und Drehung. Die Pfeiltasten, die Tasten Tabulator, [, ], < und > verhalten sich genauso wie beim Auswahlwerkzeug, aber beziehen sich jetzt auf Knoten, nicht auf Objekte. Neue Knoten können Sie an jeder Stelle des Pfades erzeugen, indem Sie einfach auf den Pfad doppelklicken oder an der gewünschten Stelle Strg+Alt+Klick ausführen.
Sie können ausgewählte Knoten mit Entf oder mit Strg+Alt+Klick löschen. Wenn Sie Knoten löschen, wird Inkscape zumeist automatisch versuchen, die Form des Pfades soweit wie möglich beizubehalten. Nur bei spitzen Ecken wird stattdessen eine gerade Linie eingefügt. Wenn Sie die Form in jedem Fall beibehalten wollen, so können Sie Knoten auch mit Strg+Entf löschen. Ausgewählte Knoten können Sie mit Umschalt+D duplizieren. Ein Pfad kann an ausgewählten Knoten aufgetrennt werden (Umschalt+B), und Sie können zwei Endknoten eines Pfades auch zu einem Knoten vereinen (Umschalt+J).
Ein Knoten kann spitz gemacht werden (Umschalt+C). Dadurch können seine zwei Anfasser unabhängig voneinander bewegt werden. Glatt (Umschalt+S) bedeutet, dass seine Anfasser immer auf einer Linie mit dem Knoten liegen (kollinear). Symmetrisch (Umschalt+Y) ist fast das gleiche wie glatt, die Anfasser haben allerdings die gleiche Länge. Dann gibt es noch automatisch abgerundete Knoten (Umschalt+A), bei denen die Anfasser des Knotens und angrenzender automatisch abgerundeter Knoten laufend angepasst werden, um einen weichen Kurvenverlauf zu erreichen. Wenn Sie die Art des Knotens ändern, dann können Sie die Position eines der beiden Anfasser beibehalten, indem Sie den Mauszeiger darüber halten. Der andere Anfasser wird dann entsprechend gedreht oder skaliert.
Sie können einen Knotenanfasser auch durch Strg+Klick komplett zurückziehen. Wenn bei zwei benachbarte Knoten die Knotenanfasser zurückgezogen wurden, wird der Pfadabschnitt zwischen ihnen zu einer geraden Linie. Um einen zurückgezogenen Knoten herauszuziehen, benutzen Sie die Maus mit Umschalt+Ziehen weg vom Knoten.
Unterpfade und Kombinieren
Ein Pfadobjekt kann mehr als einen Unterpfad haben. Ein Unterpfad ist eine Abfolge von Knoten, die untereinander verbunden sind (wenn ein Pfad mehr als einen Unterpfad hat, sind nicht alle seine Knoten miteinander verbunden). Links unten sehen Sie drei Unterpfade, welche zu einem einzigen zusammengesetzten Pfad gehören. Die gleichen drei Pfade auf der rechten Seite sind unabhängige Pfadobjekte:
Beachten Sie, dass ein zusammengesetzter Pfad nicht das gleiche ist wie eine Gruppe. Es ist vielmehr ein einzelnes Objekt, das nur als Ganzes auswählt werden kann. Wenn Sie das Objekt links oben auswählen und zum Knotenwerkzeug wechseln, sehen Sie, dass die Knoten aller drei Unterpfade zu sehen sind. Rechts können Sie jeweils nur die Knoten eines der Pfade zur Zeit verändern.
Inkscape kann Pfade mit Strg+K zu einem zusammengesetzten Pfad Kombinieren und mit Umschalt+Strg+K wieder in einzelne Pfade zerlegen. Teile eines Pfades (d.h. mehrere ausgewählte Knoten) können auch mittels Ctrl+C kopiert und mit Ctrl+V als neuer Unterpfad wieder eingefügt werden (in denselben Pfad oder in einen anderen). Verwenden Sie diese Befehle an den obigen Beispielobjekten. Weil ein Objekt nur eine Füllungsfarbe und eine Konturfarbe haben kann, bekommt ein neuer Pfadverbund das Aussehen des ersten (untersten in der Z-Ordnung) Objekts zugewiesen.
Wenn überlappende Pfade, die eine Füllung haben, kombiniert oder eingefügt werden, verschwindet normalerweise die Füllung in den Bereichen, in denen sie sich überlappen:
Das ist der einfachste Weg, um Objekte mit Löchern zu erstellen. Für weitergehende Pfadoperationen gibt es die »Booleschen Operationen«, s.u.
Objekt in Pfad umwandeln
Auf jede Form und Textobjekt kann der Befehl Objekt in Pfad umwandeln (Umschalt+Strg+C) angewendet werden. Dieser Befehl ändert nicht das Aussehen des Objekts, aber er entfernt alle spezifischen Eigenschaften seines Typs (z.B. kann man dann nicht mehr die Ecken eines Rechtecks abrunden oder den Textinhalt ändern). Im Gegensatz dazu kann man jetzt die Knotenpunkte bearbeiten. Hier sind zwei Sterne dargestellt, wobei der linke Stern eine Form geblieben ist und der rechte in einen Pfad umgewandelt wurde. Wechseln Sie zum Knotenwerkzeug und vergleichen Sie die Veränderbarkeit der beiden Sterne.
Weiterhin können Sie die Kontur jedes Objekts zu einem Pfad konvertieren (als »Umriss«). Unten sehen Sie als erstes Objekt den Originalpfad (keine Füllung, schwarze Kontur), während das zweite Objekt mit dem Befehl Kontur in Pfad umwandeln bearbeitet wurde (schwarze Füllung, keine Konturlinie):
Boolesche Operationen
Die Befehle im Pfad-Menü erlauben es, zwei oder mehr Objekte durch sogenannte Boolesche Operationen zu kombinieren:
Die Tastenkombinationen dafür weisen auf die arithmetischen Analogien der Booleschen Operationen hin (Vereinigung entspricht einer Addition, Differenz entspricht einer Subtraktion, usw.). Die Befehle Differenz und Exklusiv-Oder können nur bei zwei gleichzeitig markierten Objekten angewendet werden. Die anderen funktionieren für eine beliebige Anzahl markierter Objekte. Das Ergebnis bekommt immer das Aussehen des untersten Objekts.
Das Ergebnis des Exklusiv-Oder-Befehls sieht dem des Kombinierens ähnlich (siehe oben), aber sie unterscheiden sich darin, dass Exklusiv-Oder zusätzliche Knoten an den Stellen einfügt, wo sich die Originalpfade schneiden. Der Unterschied zwischen den Befehlen Division und Pfad zerschneiden ist, dass bei ersterem das ganze untere Objekt durch den Pfad des oberen Objekts zerschnitten wird, während der letztere nur die Konturlinien des unteren Objekts zerschneidet und dessen Füllung entfernt (dies ist nützlich, um Außenlinien ohne Füllung zu zerschneiden).
Für einige häufig auftretende Anwendungsfälle enthält das Pfad-Menü zusätzlich Befehle, die mehrere Boolesche Operationen miteinander kombinieren, und Ihnen dadurch Zeit sparen – und dazu erhalten sie, anders als die Grundoperationen, auch noch die Farbe und den Stil der Objekte: Pfad aufspalten teilt einen Pfad in mehrere, nicht überlappende Abschnitte (so dass ein Pfad, der z.B. wie ein Text aussieht, in die einzelnen Buchstaben aufgespalten würde), Zersplittern splittert eine Gruppe überlappender Pfade entlang jeder Linie in jedem der Pfade und Auf Sichtbare reduzieren entfernt jeden Anteil überlappender Pfade der nicht sichtbar ist, da er von einem anderen Pfad in der Auswahl abgedeckt wird.
Formerstellungswerkzeug
Um neue Formen direkt mit der Maus aus mehreren Pfaden aufzubauen, kann das Formerstellungswerkzeug (X) verwendet werden.
Wählen Sie einige überlappende Objekte aus, bevor sie zum Werkzeug wechseln. Nach dem Wechseln werden auf der Zeichenfläche nur noch die Umrisse der gewählten Objekte angezeigt. Mit dem Formerstellungswerkzeug kann man nun wählen, welche Anteile behalten und welche gelöscht werden sollen.
Klicken fügt dem Ergebnis einen Bereich hinzu, während Umschalt+Klicken den Bereich entfernt und so ein Loch an dessen Stelle erzeugt. Klicken+Ziehen Sie, um mehrere Bereiche miteinander zu verbinden, oder Umschalt+Klicken+Ziehen Sie, um einen zusammenhängenden Bereich zu entfernen.
Abschließend kann das Ergebnis angenommen oder der Vorgang abgebrochen werden, indem eine der Schaltflächen in der Werkzeugeinstellungsleiste verwendet wird.
Schrumpfen und Erweitern (Vergrößern)
Inkscape kann Formen nicht nur durch Skalieren vergrößern oder verkleinern, sondern auch durch Versatz eines Objektpfades, das heißt, durch Verschieben senkrecht zur Außenlinie an jedem Punkt. Die Befehle dafür sind Schrumpfen (Strg+() und Erweitern (Vergrößern) (Strg+)). Unten sehen Sie den Originalpfad (in rot) und eine Reihe von Pfaden, die aus dem Original durch Schrumpfen oder Erweitern erzeugt wurden.
Die einfachen Befehle Schrumpfen und Erweitern (Vergrößern) erzeugen Pfade (das Originalobjekt wird dabei in einen Pfad umgewandelt, wenn nötig). Häufig ist es praktischer, den Befehl Dynamischer Versatz (Strg+J) zu benutzen, welcher ein Objekt mit beweglichen Anfassern (ähnlich den Anfassern für Formen) erstellt. Zum Ändern der Versatzweite ziehen Sie einfach an den Anfassern. Markieren Sie das Objekt unten, wechseln Sie zum Knotenwerkzeug und ziehen Sie an seinem Anfasser, um einen Eindruck davon zu bekommen:
Solch ein dynamischer Versatz merkt sich den ursprünglichen Pfad, und so »verschlechtert« er sich nicht, egal wie oft man seinen Abstand vom Ursprungspfad ändert. Wenn Sie sicher sind, dass Sie das Objekt nicht mehr verändern wollen, können Sie es jederzeit wieder von einem Versatz zu einem Pfad konvertieren.
Noch praktischer ist ein verbundener Versatz, welcher der dynamischen Variante ähnlich ist, sich laufend dem Ursprungspfad anpasst, wenn dieser bearbeitet wird. Man kann eine beliebige Anzahl verbundener Versätze an den ursprünglichen Pfad anhängen. Im Bild unten ist der Ursprungspfad rot gezeichnet, und ein verbundener Versatz hat eine schwarze Konturlinie und keine Füllung, der andere hat eine schwarze Füllung und keine Konturlinie.
Wählen Sie das rote Objekt und bearbeiten Sie es mit dem Knotenwerkzeug. Achten Sie dabei darauf, wie sich die beiden verbundene Versatzobjekte verhalten. Jetzt wählen Sie ein Versatzobjekt aus und ziehen an seinem Anfasser, um den Versatzabstand anzupassen. Beachten Sie, dass Sie die Versatzobjekte unabhängig bewegen oder verändern können, ohne dass sie ihre Verbindung zum Ursprungspfad verlieren.
Vereinfachen
Die Hauptanwendung für den Vereinfachen-Befehl (Strg+L) ist es, die Anzahl der Knoten in einem Pfad zu reduzieren und dabei fast dessen Form zu bewahren. Dies kann nützlich sein für Pfade, die mit dem Malwerkzeug erzeugt wurden, denn dieses Werkzeug erzeugt manchmal mehr Knoten als nötig. Das Objekt unten links ist mit dem Malwerkzeug erstellt worden. Auf der rechten Seite ist eine Kopie davon, welche vereinfacht wurde. Das Original hat 28 Knoten, das vereinfachte Objekt dagegen nur noch 17 Knoten - das bedeutet, dass es mit dem Knotenwerkzeug wesentlich einfacher zu bearbeiten ist, und dazu ist es auch noch glatter.
Die Stärke der Vereinfachung (der Vereinfachungsgrad) hängt von der Größe der markierten Objekte ab. Wenn man einen Pfad zusammen mit einem größeren Objekt auswählt, wird er stärker vereinfacht, als wenn man diesen Pfad allein markiert hat. Weiterhin kann man den Vereinfachen-Befehl auch verstärken. Das bedeutet, dass durch wiederholtes Drücken von Strg+L kurz hintereinander (maximal mit einer halben Sekunde Abstand) jedes Mal der Vereinfachungsgrad erhöht wird. Nach einer kurzen Wartezeit ist der Vereinfachungsgrad wieder normal. Durch Benutzen der verstärkten Vereinfachung wird es leichter, den genauen Grad der Vereinfachung zu dosieren.
Außer zum Vereinfachen von Freihandzeichnungen kann dieser Befehl für verschiedene kreative Effekte benutzt werden. Häufig profitieren starre, geometrische Formen von ein wenig Vereinfachung. Man erhält tolle, organische Abwandlungen der Originalform - es rundet scharfe Kanten ab und erzeugt sehr natürlich aussehende Verzerrungen; manchmal stilvoll, manchmal einfach nur lustig. Hier ist zum Beispiel eine Grafik, die nach dem Vereinfachen viel schöner aussieht:
Text erstellen
Mit Inkscape können Sie lange und komplexe Texte verfassen. Jedoch ist es auch gut für kleine Texte wie Überschriften, Logos, Diagrammbeschriftungen, Bildunterschriften und vieles mehr geeignet. Dieser Abschnitt gibt nur einen grundlegenden Einblick in die Textfähigkeiten von Inkscape.
Ein Textobjekt zu erstellen ist ganz einfach: Wechseln Sie zum Textwerkzeug (T), klicken Sie mit der Maus irgendwo in das Dokument und schreiben Sie los. In der Einstellungsleiste und im Dialog Text und Schriftart (Umschalt+Strg+T) können Sie die Schriftfamilie, Schriftstil, Schriftgröße und Ausrichtung einstellen. Im Dialogfenster gibt es auch einen Reiter mit einem Texteingabefeld, in dem Sie den markierten Text verändern können. Manchmal ist es besser, den Text dort zu verändern, als direkt auf der Zeichenfläche (insbesondere deshalb, weil das Texteingabefeld eine Rechtschreibprüfung zur Verfügung stellen kann).
Wie die anderen Werkzeuge kann man mit dem Textwerkzeug Objekte seines Typs auswählen - Textobjekte in diesem Fall - und so können Sie damit durch Klicken Text auswählen und den Textcursor positionieren, etwa auch in diesem Absatz hier.
Eine der häufigsten Tätigkeiten beim Designen mit Text ist das Anpassen des Buchstaben- und Zeilenabstands. Wie sonst auch bietet Inkscape hierfür Tastenkombinationen. Während Sie den Text erstellen, können Sie mit Alt+< und Alt+> den Buchstabenabstand in der aktuellen Zeile so verändern, dass sich die Gesamtlänge der Zeile um jeweils 1 Pixel bei eingestelltem Zoomfaktor verändert (vergleiche mit dem Auswahlwerkzeug, wo die gleichen Tasten auch eine pixelweise Größenänderung verursachen). Als Grundregel kann man sagen, dass es meistens besser ist, die Buchstaben dichter anzuordnen als normal, wenn man eine größere Schrift als üblich auswählt. Hier ist ein Beispiel:
Die verdichtete Variante sieht ein bisschen besser als Überschrift aus, ist aber immer noch nicht perfekt. Die Abstände zwischen den Buchstaben sind nicht gleichmäßig, zum Beispiel sind »a« und »t« zu weit auseinander, während »t« und »i« zu dicht beieinander stehen. Die Menge solch fehlerhafter Buchstabenabstände (besonders sichtbar bei groß eingestellter Schriftart) ist bei Schriftarten schlechter Qualität größer als bei hochqualitativen, allerdings kann man in fast jedem Textfragment mit jeder Schriftart wahrscheinlich auf Zeichenfolgen stoßen, die von einer Abstandsanpassung profitieren können.
Inkscape macht es wirklich leicht, diese Anpassungen vorzunehmen. Dazu setzen Sie einfach den Textcursor zwischen die anzupassenden Zeichen und verschieben mit Alt+Pfeiltasten die Zeichen rechts vom Cursor. Hier ist die gleiche Überschrift noch einmal, aber mit manuellen Anpassungen für einen optisch gleichmäßigen Buchstabenabstand:
Zusätzlich zum horizontalen Verschieben der Buchstaben mit Alt+Links oder Alt+Rechts können Sie Buchstaben auch vertikal durch Alt+Hoch oder Alt+Runter verschieben:
Natürlich kann man auch einfach den Text in einen Pfad umwandeln (Umschalt+Strg+C) und die Buchstaben wie normale Pfadobjekte bewegen. Allerdings ist es meist viel sinnvoller, den Text als Text zu belassen. Er bleibt dadurch änderbar, man kann verschiedene Schriftarten ausprobieren, ohne die Buchstabenzwischenräume (auch Unterschneidung oder Kerning genannt) zu ändern, und beim Speichern braucht die Datei weniger Platz. Der einzige Nachteil beim »Text als Text«-Ansatz ist, dass man den benutzten Zeichensatz auf jedem Computer installiert haben muss, auf dem man die SVG-Datei öffnen möchte.
Ähnlich wie den Buchstabenabstand können Sie auch den Zeilenabstand in mehrzeiligen Textobjekten einstellen. Versuchen Sie mit den Tasten Strg+Alt+< und Strg+Alt+> in irgendeinem Absatz dieser Einführung den Zeilenabstand so zu verringern oder zu vergrößern, dass die Gesamthöhe des Textobjekts sich um 1 Pixel beim aktuellen Zoomfaktor verändert. Wie beim Auswahlwerkzeug wird durch zusätzliches Drücken der Umschalt-Taste die erzeugte Änderung zehn mal so stark.
Mit Inkscape kann man auch Fließtext erzeugen: Klicken und ziehen sie einfach mit dem Textwerkzeug, um einen Textrahmen für den Fließtext zu erstellen. Um den Textfluss einzustellen, verwenden Sie die Ausrichtungsschaltfläche in der Werkzeugeinstellungsleiste.
Schließlich gibt es noch eine weitere Art von Text in Inkscape: Spaltentext. Die Breite dieses Texts kann eingestellt werden, während die Höhe nicht begrenzt ist. Jeder normale, nicht-Fließtext (also der Text, der durch einfaches Klicken erzeugt wurde) kann in einen Text mit fester Breite umgewandelt werden, indem am Anfasser auf der Seite, die dem Textanker gegenüberliegt, gezogen wird.
XML-Editor
Das »ultimative Superwerkzeug« von Inkscape ist der XML-Editor (Umschalt+Strg+X). Er zeigt den gesamten XML-Baum des Dokuments stets auf dem aktuellen Stand an. Sie können Ihre Zeichnung ändern und gleichzeitig die zugehörigen Änderungen im XML-Baum ansehen. Außerdem kann man jeglichen Text, Datenfelder oder Eigenschaftsknoten im XML-Baum ändern und gleichzeitig das Ergebnis auf der Arbeitsfläche beobachten. Dies ist wahrscheinlich das beste Werkzeug, um interaktiv die Sprache SVG kennen zu lernen, und es ermöglicht Ihnen Ergebnisse, die mit normalen Werkzeugen nicht zu erreichen wären.
Schlusswort
Dieses Tutorial zeigt nur einen kleinen Teil der Fähigkeiten von Inkscape. Wir hoffen, dass es Ihnen gefallen hat. Haben Sie keine Angst, mit diesem Programm zu experimentieren und das Ergebnis mit anderen zu teilen. Besuchen Sie https://inkscape.org, um weitere Informationen, neueste Programmversionen und Hilfe von der Benutzer- und Entwicklergemeinschaft zu bekommen.
Translators: vonHalenbach — 2005; Colin Marquardt — 2006; Maren Hachmann — 2015
Header / footer design: Esteban Capella — 2019